Smartphone meets Krankenkassenprämien

Hallo Zusammmen

Ein grauer, nasskalter Herbstag im Jahre 2017. Es ist nicht so sehr das Wetter das mir auf die Stimmung schlägt sondern den Brief denn ich soeben geöffnet habe. Meine obligatorische Grundversicherung wird auch dieses Jahr um CHF 18.87 monatlich (etwa 9.6%) teurer. - Glücklicherweise erhalte ich auch dieses Jahr automatisch eine Lohnerhöhung um diesen Betrag und es handelt sich um die erste Prämiensteigerung seit langem;)).

Ich gehöre zu den glücklichen die Gesund sind und ausser der Prämienrechnung daher nie in Kontakt mit Ihrer Krankenkasse kommen. Sämtliche Sparmöglichkeiten bei der Grundversicherung sind bereits ausgelotet (Jährlicher Wechsel zur günstigsten Kasse, Maximalfranchise, Unfalldeckung aufgrund Erwerbstätigkeit nicht notwendig, Telmed-Modell, Skontoabzug durch Jährliche Prämienrechnung etc...)

Die Jahr für Jahr steigenden Gesundheitskosten, die Hilflosigkeit der zuständigen Personen und der klaren Tendenz der Kostenentwicklung geben mir aber nicht nur als Prämienzahler sondern auch als Staatsbürger und Mitglied der Gesellschaft zu denken. Glaubt man einer aktuellen Untersuchung des Bundesamts für Statistik, so gibt der Durchschnittshaushalt pro Monat bereits mehr Geld für Gesundheitsausgaben als für Lebensmittel aus.

Spannend finde ich in diesem Zusammenhang eine "Spielerei" die die Helsana kürzlich eingeführt hat. Jeder von uns trägt sein Smartphone mit integriertem Schrittzähler ständig mit sich herum. Das Smartphone "kennt" somit bereits recht gut unser Alltags und Bewegungsverhalten. Einige von euch haben eventuell gar eine Fitnesstracker-Apps installiert.

Die Helsana hat nun eine App (Helsana+ -> Link) lanciert die diese Trackingdaten abgreift. Dadurch dass man seine Bewegungsdaten mit der Helsana teilt erhält man Bonuspunkte. Diese Bonuspunkte lassen sich einerseit ähnlich wie bei Twint für exklusive Rabatte nutzen. Viel spannender finde ich jedoch die Möglichkeit sich die Punkte bar auszahlen zu lassen.

Die App selber wurde Digitalmarketingtechnisch recht gut umgesetzt.
  • Die progressive Punkteskala animiert die Punkte möglichst "alle auf einmal" auszahlen zu lassen
  • Punkte gibt's es für die verschiedensten Arten (Umfrage ausfüllen, Mitgliedschaft in Sportvereinen/Fitnesscenters)
  • Zentral lancierte "Challenges" wie Tanzabend animieren zum aktiven mitmachen
  • Nachweis der Tätigkeiten erfolgt entweder via  Foto oder aber der Trackingdaten der Fitnessapps
  • Einfacher, benutzerfreundliches Handling
Bild 1: "Kontoauszug" meines Punktekontos
Bild 2: Auszahlungsmöglichkeiten


Wie so oft in der digitalen Welt ist nichts umsonst. Das "Gratisgeld" durch die Punkte bezahlt man mit einem tiefen Einblick der Helsana in die eigenden Daten zu Gesundheit und Lifestyle. Mit ziemlicher Sicherheit werden mir irgendwann zukünftig komplett andere Tariffe vorgeschlagen werden, als jemand, von dem die Helsana diese Gesundheitsdaten nicht hat.

Ich für mich habe mich entschlossen die einfachen und "sicheren" Punkte (sogenannte "Quick-Wins") noch "abzuhohlen" (Dies werden immerhin CHF 100 sein). Die App und alle deren Verknüpfungen werde ich aber anschliessend wieder deinstallieren. Meine Gesundheitsdaten sind mir dann doch zu wertvoll. Auch würde ich  mich wohl "unfair" behandelt fühlen, wenn mein Nachbar und ich unterschiedliche Preise für das gleiche Produkt zahlen werden.

Aber wer weiss, vielleicht gehört es in ca. 10-15 Jahren zum Standart dass jeder komplett individualisierte Krankenkassenprämien basierend auf seinem individuellen Lifestyle zahlt. Die Kontrolle und Tracking der Daten erfolg automatisch via Smartphones oder anderen Wearables.

Dieser krasse Bruch mit dem (ursprünglichen) Solidaritätsgedanken im KVG würde den aktuellen Entsolidarisierungstendenzen der Gesellschaft letzentlich Rechnung tragen.

Bis dahin, ...die solidarisch mit eurer Prämienerhöhung mitleidenden;)
Sarah und Lukas







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen